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28. März 2024

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Die Welt im Jahre 2030

Die Welt im Jahre 2030© Bilderbox.com

Führungskräfte wünschen sich globales Konzept für den technologischen Wandel. Mehrheit übt Kritik an fehlender Expertise und unzureichenden Maßnahmen seitens Institutionen.

Führungskräfte in aller Welt suchen nach einer gemeinsamen und abgestimmten Antwort auf die Herausforderungen des technikgetriebenen Wandels. Eine von Fujitsu in Auftrag gegebene Studie mit 1.400 globalen Unternehmen zeigt, dass 84 Prozent eine umfassende Zusammenarbeit als nötig erachten.
Eine Hälfte dieser Gruppe sieht die Zuständigkeit primär bei internationalen Organisationen wie etwa der UN. 46 Prozent finden, nationale Regierungen sollten sich zuvorderst dieser Aufgabe annehmen, 37 Prozent nehmen zudem die Unternehmen in die Pflicht und 35 Prozent die Industrie- und Branchenverbände. Mit 76 Prozent sind jedoch mehr als drei Viertel der Ansicht, dass ihre Regierung sowie internationale Organisationen derzeit keine ausreichenden Aktivitäten planen oder überhaupt dazu in der Lage wären.

Die Zukunft mit zwei gegensätzlichen Szenarien
Die Sichtweisen und Sorgen der Unternehmenslenker wurden im Rahmen des Fujitsu Timeline 2030-Berichts erörtert, eine Studie in Zusammenarbeit mit Trajectory. Schwerpunkte sind dabei mögliche Folgen technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen, von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotics bis hin zu alternden Populationen, dem digitalen Bürgerwesen oder der Internetregulierung. Der Report skizziert dabei zwei gegensätzliche Szenarien – ein positives (The Path to Prosperity) und ein negatives (The Road to Regression). Was davon wirklich eintritt, wird vor allem durch die Aktionen und Reaktionen der aktuellen Generation von Führungskräften, von den Zivilgesellschaften und letztendlich vom einzelnen Individuum bestimmt.
Die im Report herausgearbeiteten Trends entstanden im Zuge eines belastbaren Früherkennungsprozesses mit der Analyse einer Vielzahl relevanter Trends und daraus werden maßgebliche Treiber in technischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht sowie weitere zentrale Faktoren gefiltert. Bei der Überprüfung der identifizierten Trends werteten die Führungskräfte die Automatisierung (86 Prozent) als wichtigsten Trend, gefolgt von lebenslangem Lernen und der digitalen Staatsbürgerschaft (je 73 Prozent). 59 Prozent glauben, dass die technische Entwicklung bis 2030 zu positiven Resultaten und Konsequenzen führen wird. Aber auch dieser optimistisch gestimmte Teil der Studienteilnehmer sieht die unbedingte Notwendigkeit einer globalen Zusammenarbeit, so die Report-Ergebnisse.
„Die technologische Entwicklung kann enorme Verwerfungen verursachen, was bei den Unternehmen bereits heute gut zu beobachten ist”, erklärt Duncan Tait, Corporate Executive Officer, SEVP and Head of Americas and EMEIA bei Fujitsu. „Aber die Medaille hat auch eine andere Seite, eine menschliche. Denn die Technik verändert unser aller Leben im privaten wie im beruflichen Bereich. Auch hier sehen wir bereits erste Folgen wie zum Beispiel das Verschwinden traditioneller Qualifikationen sowie ein Vertrauensverlust gegenüber gewachsenen Institutionen und Strukturen“, so Tait weiter. Und: „Wir müssen die Herausforderung annehmen, sonst wird es passieren, dass Menschen zurückbleiben – und zwar zu viele, um sie einfach zu ignorieren.“

Bildung und Weiterbildung
Die Studienteilnehmer zeigen sich überzeugt, dass der erste und zunächst wichtigste Ansatzpunkt bei der Ausbildung liegt. Mit 46 Prozent glaubt fast die Hälfte, das zurzeit wirksamste Mittel ist die Weiterqualifizierung der Arbeitnehmer, 41 Prozent setzen auf die Nachwuchsarbeit in Schulen und Universitäten. Die technische Infrastruktur – beispielsweise in Gestalt von Highspeed-Internet – steht für 37 Prozent im Vordergrund, 36 Prozent wiederum stellen neue Partnerschaften und Kooperationen in den Mittelpunkt.
Für deren eigene Unternehmen sehen 37 Prozent der Führungskräfte eine sich permanent online befindende Welt als wichtigsten Trend der nächsten Jahre, 30 Prozent geben die Automatisierung an und 24 Prozent die demografische Entwicklung. Zudem glaubt etwa die Hälfte der Führungskräfte, dass sie kaum oder unzureichend auf die kommenden Entwicklungen vorbereitet ist – und dass sie dieses Defizit selbst zu verantworten hat. Etwas weniger als die Hälfte investiert aktuell in Innovationen, 44 Prozent schulen ihre Belegschaft. Aber nur 28 Prozent überdenken und modifizieren ihre Business-Strategie im Hinblick auf die technologischen Umwälzungen.
„Wir stehen am Scheideweg: Wir können jetzt aktiv werden oder müssen uns später mit den Folgen einer ungesteuerten Entwicklung abfinden. Die Automatisierung hat Auswirkungen von enormer Tragweite – aber wenn unsere Reaktion darauf zu simpel gestrickt ist und wir Menschen zu schnell ersetzen, werden wir uns mit einer inakzeptabel hohen Arbeitslosigkeit und mit sozialen Unruhen konfrontiert sehen“, betont Duncan Tait.
„Wenn wir aber planvoll vorgehen und gemeinsam mit der Politik etwa in MINT-Fachbereiche, Kreativität und Soft Skills investieren, können wir die Effekte der Automatisierung lenken und die Talente der Menschen besser freisetzen für wertschöpfungsintensivere Aufgaben. Es braucht eine Reform der Bildungs- und Ausbildungs-Curricula, die bei den jungen Mitarbeitern nicht nur ein Gleichgewicht zwischen technischen und Soft Skills beinhaltet, sondern auch lebenslanges Lernen berücksichtigt. Entscheidend ist zum einen der kooperative Charakter, damit die einzelnen Maßnahmen nicht einfach verpuffen, und zum anderen, dass der Fortschritt möglichst allen zugute kommt – auch dafür tragen wir eine Verantwortung“, so der Fujitsu-Manager.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 08.02.2018