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29. März 2024

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Nachhaltige Wertstoffe aus Abfall

Nachhaltige Wertstoffe aus Abfall© Brantner/AdobeStock

Die Optimierung der Kreislaufwirtschaft ist einer der Schwerpunkte der Brantner-Gruppe. Der Familienbetrieb setzt dabei nun auch auf Künstliche Intelligenz mittels Cloud-Computing und gründet eigene Digital-Tochter. Die entwickelten Lösungen sind auch für andere Unternehmen einsetzbar.

(Christian Czaak) Die Suche nach neuen Technologien, um Prozesse im Bereich der Abfallwirtschaft zu perfektionieren ist beim Unternehmen Brantner zentraler Geschäftsinhalt. Der im niederösterreichischen Krems ansässige Familienbetrieb wurde 1936 als Transportunternehmen gegründet und ab den 1970er Jahren dann um die Bereiche Entsorgung und kommunale Dienstleistungen erweitert. 2004 folgt der Erwerb der NUA Abfallwirtschaft vom Land Niederösterreich und sodann die Gründung zahlreicher internationaler Niederlassungen sowie neue Geschäftsbereiche rund um das Thema Logistik.

Die digitale Transformation eines klassischen Industriebetriebes
Aktuell wird die Brantner-Gruppe nun in dritter Generation von Bernd Brantner geleitet und die Themen Digitalisierung und Innovation forciert. Dazu gehören neue Entwicklungen etwa bei der Schlackenaufbereitung, Plug-In Hybridfahrzeuge in der Pressmüllentsorgung oder intelligente Waschmüllwägen. Zuletzt wurde das Segment „Digital Solutions“ als strategischer Fachbereich und eigenes Unternehmen geschaffen und hier spielen nun auch die Themen Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing eine zentrale Rolle.

Der Störstoffscanner
Ein Beispiel für eine solche Anwendung in der Praxis ist das Projekt des sogenannten „Störstoffscanner“. Hier wird die Zusammensetzung der Stoffe einer Biotonne bereits während der Entleerung in einen Presswagen vollautomatisch bestimmt. Für die Integration dieser Stoffanalyse steht ein vielfältiges Modulsystem zur Verfügung. Das erstreckt sich von der qualitativen Bestimmung der Inhaltsstoffe einzelner Schüttungen bis hin zu komplexen Bewertungen einer ganzen Tour. Während all dieser Vorgänge wird ein breites Spektrum an Daten erhoben.

Ökologie plus Ökonomie für neue Wertschöpfung
„Ziel dieser ermittelnden Prozesse ist die optimale Verwertung der vorhandenen Wertstoffe und entsprechende Erkenntnisse zur Optimierung der Trenngüte. Final erfolgt mit dieser exakten Differenzierung und umfangreichen Weiterverarbeitung des sogenannten Abfalls zu neuen Wertstoffen eine nachhaltige Optimierung der Kreislaufwirtschaft“, erklärt Christoph Pasching, Leiter Business Development bei Brantner.

Von Qualitätssicherung bis zur Prozesssteuerung
Diese auf Künstlicher Intelligenz basierende Anwendung ist auch für weitere Einsatzgebiete konzipiert. Das Spektrum reicht von Qualitätssicherung über Prozessüberwachung bis hin zur Steuerung diverser Prozesse in industriellen Produktionsbereichen. „Überall dort, wo Sehen, Hören und Verstehen relevant ist, kann unsere KI einen wertvollen Beitrag leisten, um zeitintensive Tätigkeiten zu automatisieren und mit der gesteigerten Effizienz neue Qualitätslevel zu realisieren oder frei werdende Ressourcen für neue Wertschöpfung“, skizziert Pasching.

KI as a Service
Mit dem neuen Tochterunternehmen „Digital Solutions“ will Branter nun das vorhandene Fachwissen aus bereits umgesetzten KI-Projekten auch anderen Unternehmen vermitteln. „Es geht um Einsatz bzw. Nutzung von künstlicher Intelligenz über eine integrierte Cloud-Lösung. Für unsere Kunden bedeutet dieses KI as a Service den Zugriff auf weltweite Spitzentechnologie über ein österreichisches Unternehmen. Die stetige Weiterentwicklung des Angebots sichert uns hier einen technologischen Vorsprung“, unterstreicht Christoph Pasching, der nun auch Geschäftsführer der neuen Brantner Digital Solutions GmbH ist.

Damit Bio bio bleibt
Diese breiter einsetzbaren Anwendungen sollen dem neuen Firmenzweig Brantner Digital Solutions nun auch Aufträge von anderen Industriebereichen bringen. Mit der Lösung Hawkeye (Anm. Falkenauge) gibt es eine Vorzeigeanwendung, die letztes Jahr einen Innovationspreis erhielt. In Kooperation mit dem Physiker Rene Heinzl wurde hier in der firmeneigenen Sortieranlage eine KI-Anwendung speziell für die automatische Erkennung von Bioabfällen in LKWs und von Plastik-Fraktionen entwickelt, wo etwa Störstoffe wie Metalldosen automatisch herausgefiltert werden und Bio bio bleibt.

Marktfähiges Produkt für andere Industriebetriebe
„Die Erkennungsraten im Projekt Hawkeye übertrafen die Erwartungen bei weitem und die Lösung überzeugt auch in anderen Industriebereichen. Das war der Nukleus für die Gründung der Brantner Digital Solutions“, sagt Christoph Pasching. Für diese neue firmeneigene Brantner-KI konnte bereits das zweite Patent in der Firmengeschichte generiert werden. „Damit gibt es ein marktfähiges Produkt. Brantner ist die einzige Firma mit einer Lösung für nachhaltigere Abfallwirtschaft, wo der komplette Kreislauf aus Produktion, Verwertung und Entsorgung bearbeitet wird“, betont Pasching.

Von Sensorik über Robotik bis Telematik
Vor der Entstehung des firmeninternen Projekts Hawkeye strebte Brantner Kooperationen mit externen Firmen an, die die angestrebte Modernisierung im Bereich Abfallwirtschaft ermöglichen sollten. „Im Test waren Prototypen wie Produkte zu komplex in der Anwendung und auch die Qualität überzeugte nicht. Und so haben wir dann angefangen, eine neue, eigene Lösung zu entwickeln“, so Christoph Pasching zur Genese des digitalen Innovationstransfers, wo auch die Themen Sensorik (zB. Frostwächter im Weinbau), Robotik (zB. Müll-/Logistik-Roboter) und Telematik (zB. Routenplanung) inkludiert sind.

Wegweisende Technologien für die Zukunft
Final entstand die neue eigene KI-Lösung in Kooperation mit Rene Heinzl. Der promovierte Techniker und international erfahrene Software-Entwickler mit Schwerpunkt auf betriebliche Prozessoptimierung präsentierte KI-Anwendungen bei einem Strategie-Meeting von Brantner. Es folgte die gemeinsame Entwicklung erster Prototypen und daraus entstand das Projekt Hawkeye. „Diese Technologien werden künftig wegweisend für Brantner wie auch für andere Industriebereiche sein und sowohl in Österreich als auch im Ausland für eine grünere Zukunft sorgen“, unterstreicht Rene Heinzl gegenüber economy.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 08.02.2022