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27. April 2024

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Das schwierig gemachte Leben eines Traums

Das schwierig gemachte Leben eines Traums© economy_Jungverleger Laurin Czaak auf einem Cover 2009

Nach Unternehmensgründung 1999 mit Webmagazin und Veranstaltungen folgt 2005 die Wochenzeitung economy. Höhen und Tiefen und Höhen im eigenen Verlag im letzten Teil der Jubiläumsgeschichten.

(Christian Czaak) Eintritt Mediengeschäft 1989 beim Standard, 1995 dann Mitbegründer derStandard.at als kommerzieller Projektleiter, ab 1996 Leiter Marketing und Werbung für Print und Online mit mehreren legendären Innovationsprojekten. 1999 dann Abgang beim Standard und Gründung des eigenen Kommunikationsunternehmens mit Start von economyaustria, kurz ECAustria, als webbasierte Community-Plattform zu F&E, Innovation und Technologie plus österreichweite b2b-Veranstaltungen & Messen.

Die letzte Gründung für den Standard
Das waren im Kurzdurchgang die ersten zehn Jahre im Mediengeschäft, genaueres dazu ist den ersten drei Ausgaben der Jubiläumsserie zu 35 Jahre Mediengeschäft und 25 Jahre Unternehmertum geschrieben. Wie dann am Ende des dritten Teils angeführt, sind spätestens ab 2003 österreichweit alle relevanten IT-Firmen und FE-Zentren aus den kurz zuvor gestarteten Programmlinien k-ind, k-net, k-plus (entspricht den heutigen COMET-Zentren) Partner von economyaustria.

Dazu kommen Bildungs- und Standortinstitutionen in Bund und Ländern sowie die verwandten Ministerien. Als Ergänzung zu Web-Plattform und Veranstaltungen passiert parallel zur EU-Auszeichnung unserer Plattform dann 2003 mit dem Start des wöchentlich als eigener Teil der Tageszeitung erscheinenden Forschung-Special noch einmal eine Gründung für den Standard. Es wird die letzte sein.

Eine letztaktuelle Datenbank mit 30.000 Entscheidungsträgern als Ausgangsbasis
Der Kommunikationsbedarf der über 50 ECAustria-Partner zu deren systemimmanent abstrakten Inhalten aus FE & IT ist entsprechend umfangreich und von den über Web-Plattform und (insbesondere) jahrelangen Veranstaltungen & Messen lukrierten rd. 30.000 Entscheidern aus Wirtschaft, Verwaltung und Bildung gibt es einen großen Informationsbedarf zu diesen Themen.

Das Internet ist immer noch jung, Business-to-Business-Produkte und entsprechender Einsatzbedarf noch jünger bzw. gerade erst im Entstehen und auf dieser einmal rationalen Basis entsteht dann im Frühjahr 2005 der Plan ein eigenes Printprodukt für diese Community zu entwickeln.

Ein historisch untermauerter Traum und eine Wertschöpfungskomponente
Monothematische Fachmagazine gibt es zur Genüge, aber das würde auch nicht meinem entsprungenem Standard-Stall entsprechen, und so reift der alte Traum eine eigene Wochenzeitung als Publikumsmedium zu starten. Im Kontext mit dem Thema Geld gibt es zudem eine ökonomisch wertschöpferische wie haftungstechnische Komponente.

Immer noch Einzelunternehmer, schaffe ich zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit einer (1) Kollegin Jahresumsätze von rd. 2,6 Millionen Euro. Die sogenannten Deckungsbeträge sind auch herzeigbar, und so freut sich der Finanzminister über Steuersätze von fast 50 Prozent. Dieses Geld kann sinnvoller mit neuer Wertschöpfung verwendet werden und so erfolgt im ersten Schritt die zusätzliche Gründung der Economy Verlags GmbH.

Technologische Innovation bei Publishing und Herstellung
Das verlegerische Know-how betreffend Druck, Vertrieb, Anzeigen und Marketing ist langjährig gelernt und ausreichend vorhanden, bleiben die Themen Geld, Produktion bzw. Publishing-Technology, Grafik und vor allem die Inhalte, sprich die Redaktion. Die Finanzierung ist über meine damalige Hausbank Bank Austria durch die vorliegenden Umsätze und Erträge schnell erledigt.

Als nächster Punkt Produktion bzw. Publishing, vulgo Herstellung, und hier nutzen wir eine gerade erst auf den Markt gekommene Innovation (K4-Software & In Design). Hier können Redakteure nun direkt in das fertige Layout hineinschreiben und damit ersparen wir uns die bis dato übliche sogenannte Vorstufe. Auf Sicht zeittechnisch wie finanziell ein großer Vorteil, der dann auch die hohen Anschaffungskosten rechtfertigt. Bernd Gorbach (be-go GmbH) liefert und betreut uns dabei empfehlungswürdig, inklusive Support für unsere gesamte Apple-Hardware.

Ein Mix aus Guardian und Economist als Orientierung bei Layout und Elementen
Nächster Schritt Grafik und Layout und dafür engagiere ich mit Michael Bergmeister (bw works gmbh) meinen superguten Grafikmeister aus vergangenen Projekten wie etwa Cyberschool oder Technologiepark & Anwenderforum auf der ITnT-Messe. Als Orientierung für economy dienen Guardian und Economist.

Ich definiere das sogenannte Halbformat (Anm. 210 x 265mm) als Blattformat, die Ressorts „Wirtschaft“, „Technologie“, „Wissenschaft“, „Leben“ und „Dossier“ sowie ein Verlags-Ressort „Innovation“ für bezahlte Medienkooperationen. Gemeinsam entwickeln wir eine unterstützende Farbensprache sowie Ressortelemente und Rubriken. Zur Schaffung einer ersten Nullnummer und dann auch als Chefredakteur (CR) für den Echtbetrieb engagiere ich Ernst S., seinerzeitiger Chefredakteur eines bekannten Wirtschaftsmagazins.

Informativer Lesespaß über Transkription abstrakter, technokratischer Inhalte
Das anvisierte Publikumsmedium bedeutet die abstrakten, technokratischen Inhalte aus Forschung, Innovation und Technologie in verständliche Sprache zu transkribieren. Eine Art Lesevergnügen soll auch erreicht werden, und so wird die begriffliche Spange „Informativer Lesespaß“ die Ausgangsbasis für das redaktionelle Konzept.

Die Nullnummer ist rechtzeitig zum Forum Alpbach 2005 fertig und dort beginne ich dann mit der Akquise der ersten Anzeigenkunden aus Wissenschaft, Forschung und verwandte Ministerien. Es folgen die wichtigsten IT-Firmen und eine erste Präsentationsrunde bei wichtigen Mediaagenturen und großen Finanzdienstleistern. Im Spätherbst 2005 liegen dann ausreichend Werbebuchungen vor und so fällt die Entscheidung zum realen Start der ersten Ausgabe am 13. Jänner 2006.

Die erste Enttäuschung noch vor dem offiziellen Start
Bei Übermittlung dieser Entscheidung mit dem Auftrag für Sichtung und Engagement passender Redakteure, folgt dann die erste Enttäuschung. Rund zwei Monate vor dem bereits offiziell verlautbarten Start sagt mir Ernst S. als CR ab, er glaube nicht an tatsächliche Umsetzung bzw. Erfolg des Unterfangens. Ich zahle ihn aus mit dem vereinbarten Honorar für die Nullnummer und beginne selbst mit der Suche nach geeigneten Journalisten.

Rund ein Jahr nach erfolgreichem Start von economy wird mir Ernst S. dann ohne irgendeine Vorankündigung eine Art Frust-Klage betr. angeblich zu geringem Honorar für die Nullnummer schicken. Die Klage wird erfolgreich abgewehrt. Parallel mit der Suche nach Redakteuren folgt der Druckvertrag mit der Druckerei Bzoch (Anm. druckt damals auch noch den „Falter“) und die Fixierung der Auflage auf 30.000 Stück mit einem 2-wöchigen Erscheinungsmodus.

Elf angestellte Redakteure und drei Verlagsmenschen auf KV-Basis
Rund ein Monat später steht dann auch die Redaktion von economy. Wir starten mit einer Doppelspitze in der Chefredaktion (CR), mit sechs RedakteurInnen für die Ressorts und mit drei Personen für Grafik und Produktion. Die Journalisten kommen von Standard, Presse, Wirtschaftsblatt und von Fachmagazinen wie der Computerwelt. Das gesamte Redaktionsteam ist auf Basis des Kollektivvertrags (KV) für Journalisten angestellt.

Das bedeutet damals noch 16 Monatsgehälter plus Quinquennien (Anm. zusätzliche automatische Gehaltsvorrückungen ) neben den normalen KV-Erhöhungen. Als Unterstützung für die redaktionellen Ressorts engagiere ich vier weitere Journalisten auf Werkvertragsbasis. Die Redaktion für das Special Innovation lagere ich an den ehem. stv. Chef des Wirtschaftsressorts vom Standard aus. Im Verlagsbereich arbeiten drei angestellte Personen, Basis ist auch hier der KV.

Verlegerkollegen zweifeln an meiner Zurechnungsfähigkeit
Verlegerkollegen zweifeln im Kontext mit den KV-Anstellungen an meiner geistig-kaufmännischen Zurechnungsfähigkeit, mir selbst ist Identifikation, Wertschätzung und Bindung wichtiger. In Verbindung mit meinem redaktionellen Konzept „Informatives Lesevergnügen“ definiere ich mit der Redaktion längere magazinöse Texte entlang unserer Ressorts und dabei auch regelmäßig über den Tellerrand Österreichs und Europas hinauszublicken.

Und bitte weg auch vom sogenannten Mainstream, vulgo österreichtypischer Einheitsbrei, wo sich die meisten Journalisten nur für das interessieren, was ihre Ressortkollegen im Konkurrenzmedium geschrieben haben. Ansonsten gab es keine Vorgaben. Inhaltliche Linie, redaktioneller Freiraum, Entlohnung, stressfreier 2-Wochen-Rhythmus mit modernem Publishing-System für im Schnitt 4 Texte je Redakteur in einem 350m2 Altbau-Büro im Ersten müssen doch motivierend sein. Und eine Spaßbasis für spannende Themen und Texte.

Eine zweite Enttäuschung mit großer Wirkung
Leider irre ich mich mit dieser Einschätzung. Über die ersten Ausgaben werden zwei Tage vor Produktionsschluss nahezu ausschließlich umadaptierte APA-Texte zu bereits genügend in anderen Medien abgehandelten Themen „produziert“. Wir reden, ich denke es braucht Zeit für gelernte Tagezeitungsredakteure und hoffe auf Veränderung. Die passiert dann wiederum nur punktuell und primär von den freiberuflich tätigen Journalisten. Wir reden wieder und nun kommt das Argument der Überlastung und das mit/bei vier längeren Texten pro Person in zwei Wochen.

Es passiert eine Art Blockbildung gegen mich, der kollektivvertragliche Probemonat ist lange vorbei und es kommt zu kontinuierlichen Konflikten. Für das investiere und bezahle ich dann doch zu viel und so kündige ich rund ein halbes Jahr nach Start die – gesamte - angestellte Redaktion. Gewerkschaft und Journalisten-KV mit drei Monaten Kündigungsfrist und aliquoten Sondersonderzahlungen packen noch einmal so richtig zu.

Never ever again angestellte Journalisten
Eine schwierige Phase auch für das Team von Verlag und Grafik, aber wir tauchen durch. Übernehme die Funktion des Herausgebers, finde mit dem männlichen Part des früheren CR-Teams noch einmal eine Regelung auf Werkvertrags-Basis und engagiere vier neue Journalisten auf freiberuflicher Honorarbasis. Wir ändern das inhaltliche Konzept auf monothematische Schwerpunktthemen, die wir unter dem Blickwinkel des jeweiligen Ressorts durch die ganze Zeitung ziehen.

Unverändert bleibt das Special Innovation, was inhaltlich wie von Werbebuchungen her vom Beginn weg verlässlich funktioniert. Das dortige 3-köpfige Team liefert übrigens +/- 25 Texte alle zwei Wochen. Mit diesen Veränderungen beginnen wir ab 2007 das „informative Lesevergnügen“ nun auch zu liefern, inklusive Blick „über den Tellerrand“ mit internationalen Geschichten. Ein Beispiel dafür ist ein damals österreichweit erster China-Schwerpunkt, der im Einzelhandel (Trafiken) de facto ausverkauft ist.

60.000 LeserInnen für Printausgabe und 40.000 für Website
Die verlegerische Entwicklung ist generell zufriedenstellend. Neben den über Jahrespakete fixierten Werbebuchungen für das Special Innovation, beginnen auch andere Branchen Anzeigen zu buchen und parallel wandeln wir die vom Start weg beschickten 30.000 Personen Schritt für Schritt in zahlende Abonnenten um. Um die erfolgreiche Entwicklung auch objektiv prüfen und bestätigen zu lassen, werden wir Mitglied bei Österreichischer Auflagenkontrolle und Österreichischer Webanalyse.

Die Österreichische Mediaanalyse prüft und misst uns als sogenannten Grautitel (Anm. ein offizieller Mitgliedsstatus würde rund 40.000 Euro kosten) und weist eine erste Reichweite von 58.000 LeserInnen aus. Die Webanalyse bescheinigt uns knapp 40.000 sogenannte Clients als Nutzer der Website. Mit diesen Daten überzeugen wir weitere Mediaagenturen und Firmen für Werbebuchungen.

Wolfgang „Jetz’n wer ma de Valega aufmisch’n“ Katzian
Anstatt sich nun ausschließlich der weiteren Etablierung von Wochenmagazin und Website widmen zu können, treten neue Sorgen rund um meine selbständigen MitarbeiterInnen auf. Wolfgang Katzian, damals (2007) erst kurz Chef der Drucker- und Journalistengewerkschaft, tätigt in einem Interview mit derStandard.at in gewohnt, äh, proletariatsnaher Weise den Schlachtruf – Zitat: „Jetz’n wer ma de Valega (Anm. Verleger) aufmisch’n“.

Was das heißen soll, erfahre ich kurze Zeit später. In einer konzertierten Aktion spähen Gewerkschaft und SV/Krankenkasse (damalige Wiener Gebietskrankenkasse/WGKK) freiberuflich tätige Medienmitarbeiter (MA) aus, kontaktieren diese und erfragen die genaue Art ihres Beschäftigungsverhältnisses. Gibt es eine eMail-Adresse des Verlages, fixe Arbeitszeiten und -Vorgaben, einen fixen physischen Arbeitsplatz?

Ein treuloser Verräter und ein treuer Verratender
Erwähnt sei, dass es zahlreiche große Medienhäuser gibt, wo als freiberuflich deklarierte Mitarbeiter einen fixen Arbeitsplatz mit fixen Arbeitszeiten hatten und das einem sogenannten versteckten und abgabenpflichtigen Angestellten-Dienstverhältnis entspricht. Einer meiner freien Mitarbeiter informiert mich über einen erhaltenen Spähanruf und verrät mir, Gewerken und WGKK/Sozialversicherung hätten bereits einen genauen Überblick über alle Mitarbeiter und Arbeitsweisen bei uns.

Kurz danach erhalte ich eine Art Vorladung auf den Wienerberg (Sitz der Wiener Gebietskrankenkasse) und staune dort, dass für dieses Projekt eine komplette Etage mit dutzenden Kollegas zur Verfügung steht. Im Gespräch kann ich alle Verdächtigungen ausräumen und belegen, dass sich meine freiberuflichen Mitarbeiter nur an einen Abgabetermin für die Texte halten müssen und bei Zeit und Ort entsprechend „frei“ sind.

Klage auf Wiederanstellung mit Unterstützung der Gewerken
Ein strittiger Punkt bleibt die eMail-Adresse, aber das ändern wir entsprechend und es kommt zu keinen finanziell belastenden Auswirkungen. Interessanterweise erhalte ich dann kurz danach von einem früheren leitenden Mitarbeiter eine gewerkschaftlich unterstützte Klage auf Wiederanstellung, fast ein (!) Jahr nach dessen Austritt. Glücklicherweise unterstützt mich ein anderer Mitarbeiter mit Belegen, dass dieser Kollega schon während seiner angestellten economy-Zeit verbotenerweise auch für andere Auftraggeber gearbeitet hatte.

Damit kann auch dieser Angriff abgewehrt werden. Juristisch excellente Unterstützung bekomme ich bei all diesen Schlachten von dem auch persönlich sehr geschätzten Alfred Noll. Was bleibt, sind emotional tiefe Spuren nach diesen Erfahrungen. Aber, nach wie vor funktioniert unser Medium inhaltlich und werbetechnisch, und auch die begleitenden Veranstaltungen und Messen laufen unverändert gut.

Die nächste Innovation mit Transformation zu einem Zeitungsmagazin
Ab 2008 folgt bei der gedruckten Ausgabe der nächste Innovationsschritt. Wir vergrößern das Format auf A3 und transformieren zu einem Zeitungsmagazin mit einem den Papierkern umhüllenden 4c-(Magazin)-Mantel. Damit wollen wir eine größere optische Aufmerksamkeit im Einzelhandel (Trafiken) erreichen und damit wollen wir auch die Werbewirtschaft mit ihren primär in Hochglanz-Magazinen eingesetzten Farb-Sujets ansprechen.

Parallel führen wir über in allen Landeshauptstädten (Anm. bis auf Salzburg) gehängten Selbstbedienungstaschen eine zusätzliche Vertriebsform ein. Das hat weniger mit den Erlösen zu tun, die aus Standard-Erfahrungswerten gering sind, sondern mit dem Thema Reichweite – und darüber dann höhere und zusätzliche Werbeerlöse zu erzielen.

Ein folgenschwerer Schuss ins eigene Knie
Und es hat mit der Entscheidung zu tun, bei der mit rund 14.000 Euro kostenpflichtigen Leser-Analyse-Entscheidungsträger (LAE) dabei zu sein, welche die dortige Reichweite eines Mediums misst. Wir haben mittlerweile rund 36.000 letztaktuell gepflegte Entscheider als Abonnenten und die Mediaanalyse (MA) hat uns ein Jahr zuvor mit gesamt rund 58.000 LeserInnen ausgewertet.

Ich erhoffe mir mit dieser besonders für die Werbewirtschaft relevanten Auswertung einen weiteren Schub für das Anzeigengeschäft. Das Ergebnis ist dann aber mit angeblich nur 6.600 erreichten Entscheidern regelrecht schockierend. Wir drucken und verbreiten mittlerweile ÖAK-geprüft knapp 40.000 Stück auf Basis der von Beginn weg und kontinuierlich aktuell aufgebauten wie gepflegten Adressdatenbank. Wie geht das?!

Eine 450.000 Euro teure Studie arbeitet mit einem fünf Jahre alten Datenmaterial
Bei einer entsprechend kritischen Befragung der LAE-Verantwortlichen stellt sich heraus, dass der der Befragung zugrunde liegende Datenpool der Statistik-Austria fünf, fünf Jahre alt ist. Eine Studie mit einem Gesamtbudget von damals rund 450.000 Euro greift auf einen fünf Jahre alten Datenpool zurück. Das Ergebnis für ein zwei Jahre zuvor gestartetes Medium kann damit nur so aussehen wie es aussieht.

Im Kontext mit den zuvor getrommelten rund 36.000 Entscheidern büßen wir ggü. der Werbewirtschaft massiv an Glaubwürdigkeit ein. Ein Rettungsversuch über eine PR-Offensive in Fachmedien nützt wenig, mit einem Schlag verlieren wir einen Großteil der Buchungen über Mediaagenturen. Zudem schreiben wir 2008, der internetgetriebene Neue (Börsen)-Markt implodiert, eine langjährige Finanzkrise startet und die wirkt sich nun auch negativ auf unsere Stamminserenten aus der IT-Branche im Special Innovation aus.

Die nächste juristische Auseinandersetzung - und dazu mit „meinem“ Standard
Als ob das nicht ausreichen würde, startet dann auch noch eine juristische Auseinandersetzung mit dem Standard. Seit 2003 und immer noch läuft das von mir finanzierte und über meine FE-Institutionen, IT-Firmen und Ministerien bespielte FE-Special. Mein katholisch geprägter Nachfolger als Verlagsleiter beim Standard beginnt über seinen Ministerfreund aus dem damaligen Wissenschaftsressort heimlich die Werbegelder der Ministerien abzuwerben und folgend dann auch die der großen FE-Institutionen.

Ich erfahre davon über die mir gewogene Beamtenebene (von dort kamen auch die Werbebudgets), prüfe die Causa und parallel auch die Leistungen des Standard juristisch – und stelle die Zahlungen ein. Hätte es ein Gespräch gegeben mit einer Art Abschlagszahlung für die langjährige risikoreiche Aufbauarbeit, hätte ich wenig gegen eine Trennung vorbringen können. So kommt es zur Klage. Soll sein. Und dann erhalte ich exakt einen (!) Tag vor der Verhandlung ein Vergleichsangebot und wir einigen uns. Warum nicht gleich?!

Elf gerichtliche Verfahren in zehn Jahren und die Gründung einer Familie
Unabhängig von den finanziellen Auswirkungen kostet die Sache wieder viel Substanz und davon ist nach den vorherigen Auseinandersetzungen ohnehin nicht mehr viel da. In Summe kommt es in zehn Jahren zu elf Verfahren, darunter gegen Republik (neuer Sektionschef (SC) wollte bereits über ein Jahr erfüllten Vertrag mit bisherigem SC rückwirkend auflösen), gegen Gewerkschaft, Medienhäuser und div. Lieferanten. Nur einen Prozess mit einer Fotografin zum Thema Urheberrecht verliere ich davon. Für mich persönlich bedeuten diese gewonnenen Verfahren auch eine Art Abschluss als "Doktor Praxis" im (fast komplexnahen) Kontext mit meinem seinerzeit berufsbedingt nicht abgeschlossenen Jus-Studium.

Umso wohltuender und freudvoller wirkt sich dafür eine private Entwicklung aus. Ich werde 2008 erstmals Vater eines Sohnes (Laurin, der auch das Titelbild ziert mit einer damaligen economy-Ausgabe) und 2009 Vater einer Tochter namens Hannah. Es gibt sie also, eine Art ausgleichende Gerechtigkeit im Leben. Reduziere die Frequenz der gedruckten economy-Ausgabe von 14-tägig auf monatlich und als sich die Werbeumsätze weiter verschlechtern stelle ich Ende 2010 die Printausgabe komplett ein. Alleine hätte ich es mir vielleicht noch weiter angeschaut, jetzt gibt es eine neue Verantwortung für eine vier-köpfige Familie.

Österreichweit erster Video-Channel und Doku-Reihen
Mit einem reduzierten Team konzentrieren wir uns ab 2011 auf die Website und auch da bleibt das Thema Innovation Antriebskraft mit Vorbildwirkung. Mit einem Fokus auf Bildung, Forschung und Wirtschaft, starten wir als erstes österreichisches Publikums-Medium zwei-sprachige Texte (in E), starten ebenso als erstes österreichisches Medium und noch vor Standard & Co. einen Video-Channel mit Kurz-Formaten und weiten das kurz darauf um längere Doku-Reihen aus.

Thema sind aus Anwender- und Anbieter-Sicht erzählte Referenz-Beispiele aus Technologie & Forschung sowie eine Interview-Reihe mit standortpolitisch relevanten Menschen (siehe Ressort "Video"). Auch das Neugründen bleibt Thema. Gemeinsam mit meiner Frau Michaela gründen wir eine Galerie für Zeitgenössische Bildende Kunst mit einem Ladengeschäft in der Wiener Innenstadt (was wir aktuell gerade um Produkte rund um Interieur, Design und Deco erweitern).

Das demokratiepolitisch so bedeutsame Mediengeschäft wird immer eine Leidenschaft bleiben
Economy bzw. nunmehr economy.at existiert aktuell seit 25 Jahren, die Galerie mit dem Kunsthandel nun auch schon wieder 15 Jahre. Genau in dem Alter sind auch meine zwei wunderbaren Teeniekidis. Es ist also ein vielseitiges und sicher auch emotionales Jubiläumsjahr, dieses 2024. "You Can't Always Get What You Want. But If You Try, Sometime, You Get What You Need" texteten und musizierten schon Mick Jagger & Keith Richards mit den Stones. Das muss also stimmen. Das demokratiepolitisch und wirtschaftspolitisch so bedeutsame Mediengeschäft wird immer ein leidenschaftlicher Bestandteil meines Lebens bleiben.

Macht, im Sinne von Wirkung, fundierter Diskursförderung und positiver Veränderung, ist mit keinem anderen Bereich mehr verbunden, auch nicht in der Politik. Und wäre ich zumindest ein Jahrzehnt jünger, dann würde mich möglicherweise doch wieder ein neues Medien-Projekt reizen: Eine unternehmerische Antwort auf europäischer Ebene gegen die amerikanischen und chinesischen Imperialisten Amazon, Google, Facebook, ByteDance (TicToc) & Co.. Es ist ein gefährliches und unverständliches Armutszeugnis, dass es diese Antwort nicht schon längst gibt.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 26.01.2024