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18. April 2024

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Massiver Konsumverzicht durch Corona

Massiver Konsumverzicht durch Corona© Pexels.com/cottonbro

Vier von zehn Österreichern von Krise finanziell betroffen. Investvorhaben nur bei Wohnraum und bedingt bei Autos. Bei Geldanlagen sinken Sparbücher, Wertpapierkäufe steigen zum Erhalt der Kapitalkraft.

(red/czaak) Laut einer repräsentativen IMAS-Umfrage im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen geben 38 Prozent der ÖsterreicherInnen an, dass sie von der Corona-Krise finanziell betroffen sind.   

Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und eine ungewisse Zukunft lösen bei vielen Menschen auch einen Verzicht auf Konsum aus. 39 Prozent sagen, dass sie seit Ausbruch der Krise weniger konsumieren als noch zu Beginn des Jahres. „Die Österreicher spüren die Krise finanziell im Geldbörsel und es ist zu befürchten, dass diese Zahl noch steigen wird“, so Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank. 

Nur noch geplante Anschaffungen 
Die Vorsicht in Sachen Konsum sieht man bei den ÖsterreicherInnen primär bei aktuellen Neuvorhaben. Die vor Corona geplanten Kreditvorhaben wurden noch zu hohen Anteilen umgesetzt. Konsumvorhaben wie Autokauf haben 57 Prozent wie geplant umgesetzt, 64 Prozent ihren Hausbau oder Wohnungskauf. 27 Prozent haben ihr Wohnvorhaben zurückgestellt und 9 Prozent ganz verworfen. Niedrigzinsbedingt stiegen im zweiten Quartal die Wohnbaukredite im Neugeschäft um knapp über 7 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro (ggü. Q2 2019 mit 5 Mrd.). „Im gleichen Zeitraum stiegen auch bei uns die Neukredite im Wohnbau um 9,8% auf über eine Milliarden Euro an”, erläutert Schaufler. 

Wertpapiere im 10-Jahres-Trend immer beliebter 
Bei den längerfristigen Anlageformen hat das Sparbuch seine alleinige Dominanz hinter sich. Im Vergleich zum Jahr 2010 mit 83 Prozent nutzen aktuell nur noch 72 Prozent diese Sparform. Neben den Klassikern wie Bausparen (57) und der Lebensversicherung (42) reihen sich Wertpapiere (34) bereits auf dem vierten Platz der Veranlagungsformen ein, vor Immobilien und Pensionsvorsorge (24 Prozent). Aktien und Co. spielen in der Vorsorge und Anlage der heimischen SparerInnen eine immer größere Rolle.

Investmenttrend nachhaltige Anlageformen
„Der Fokus bei langfristiger Geldanlage muss weiterhin auf den Kapitalmärkten liegen, damit man seine Kaufkraft erhält. Besonders in Krisenzeiten soll man darauf nicht vergessen, weil auf einen Zinsanstieg brauchen wir noch lange nicht zu hoffen“, hält Schaufler fest. Immer wichtiger für die Anleger und Sparer wird dabei der Aspekt der Nachhaltigkeit. „Das Volumen an nachhaltig veranlagten Geldern bei uns ist in den letzten zehn Jahren von 2,3 auf über 14 Milliarden gestiegen“, so Schaufler. Aktuell hat die ERSTE etwa den „Green Invest Fond gestartet (ISIN: AT0000A2DY59), mit Fokus auf Unternehmen etwa mit grüner Energiegewinnung, nachhaltiger Lebensmitteproduktion oder Elektromobilität. 
 
Großer Schub für Digitalisierung
Ob Home-Office Lösungen, Schulunterricht von daheim oder Geldgeschäfte: Die letzten Monate haben der Digitalisierung einen großen Schub verpasst. Diese Dynamik schlägt sich auch in den Nutzungszahlen kontaktloser Geldgeschäfte nieder, so ein weiteres Ergebnis der ERSTE-Studie. Transaktionen mit der Debitkarte sind im Vergleich zum Beginn des Jahres um rund 20 Prozent gestiegen. Aktuell verzeichnen Erste Bank und Sparkasse außerdem über 300.000 KundInnen, die im Schnitt jeden zweiten Tag eine Bezahlung mit dem Handy leisten. Auch hier hat Corona das Nutzungsverhalten noch einmal klar intensiviert. 

 

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 29.09.2020