„Junge Menschen geraten gewaltig unter Druck!“
Plattformen wie TikTok und Snapchat und Co. haben enormen Einfluss auf Selbstwertgefühl und Selbstdarstellung junger Menschen. Saferinternet widmete dieser Thematik eine Fachtagung.
(red/czaak) Mit welchen Herausforderungen und Trends sind junge Menschen im Internet konfrontiert? Wie wirken sich Schönheitsideale in sozialen Netzwerken auf ihr Körperbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl aus? Wie können Kinder und Jugendliche bei einem verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien unterstützet werden? Wie gehen junge Menschen mit dem entstehenden Druck um? Und welchen Einfluss haben Künstliche Intelligenz (KI)-Anwendungen wie ChatGPT?
„Das macht leider etwas mit den jungen Menschen, sie geraten gewaltig unter Druck“
Diesen Fragen widmete sich kürzlich die Fachtagung „Safer Internet – Aufwachsen in der digitalen Welt“. Dabei teilten nicht nur Medienexpertinnen ihr Wissen mit dem Publikum, auch die Jugendlichen selbst kamen zu Wort und luden im Rahmen von selbst gestalteten Themenstationen zur Diskussion. Mit interessant-wissenswerten und spannend gestalteten Vorträgen, Workshops und viel Raum zur Vernetzung bot die Veranstaltung ein abwechslungsreiches Programm.
Die Fachtagung wurde auch von der Politik unterstützt. „Bilder von KI-generierten Menschen strömen aktuell in die sozialen Medien. Diese Fake-Menschen haben keine Falten, Narben oder Pickel. Das macht leider etwas mit den jungen Menschen. Sie geraten gewaltig unter Druck“, betonte Claudia Plakolm, Jugendstaatssekretärin. „Diese Bilder gaukeln eine Realität vor, die es gar nicht gibt. Deshalb mache ich mich als Jugendstaatssekretärin für eine EU-weite Kennzeichnungspflicht für Bilder von Fake-Menschen stark“, so Plakolm.
Das eigene Ich in der digitalen Welt zwischen Empowerment und Einengung
„Um Schüler:innen fit für eine Zukunft zu machen, wo KI eine zentrale Rolle spielen wird, braucht es umfassende digitale Kompetenzen. Quellenkritik, Informationsexpertise sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien und kritisches Denken sind dabei zentrale Inhalte“, unterstrich Martin Polaschek, Bildungsminister. Polaschek rief im Rahmen des Safer-Internet-Aktionsmonats Februar auf, sich mit der reflektierten Nutzung mit digitalen Medien fächerübergreifend auseinanderzusetzen und entsprechendes Bewusstsein zu schaffen.
Bei den Vorträgen referierte dann etwa die Medienwissenschaftlerin Maya Götz. Sie erörterte, welche Möglichkeiten der Selbstinszenierung Plattformen wie TikTok, Snapchat, Instagram, Facebook & Co. den Jugendlichen bietet und wie die Anpassung an klischeehafte Schönheitsideale aber zugleich zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führen kann. Götz diskutierte und forderte ebenso Unterstützung und Förderung von Medienkompetenz und wie der gängige Schönheitsbegriff erweitert werden kann.
Jugendliche gestalteten eigene Themenstationen und wünschen sich mehr Unterstützung
Elke Höfler, Assistenzprofessorin für Mediendidaktik und Sprachendidaktik an der Universität Graz, setzte sie sich mit Künstlicher Intelligenz im Bildungssystem auseinander und bot einen Einblick in die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich durch den Einsatz neuer Technologien wie ChatGPT im Unterricht ergeben. Dabei hinterfragte sie auch gängige Annahmen in Bezug auf KI und zeigte auf, welche Chancen ein bewusster Einsatz von KI bieten kann.
Einen bedeutenden Teil der Fachtagung nahm der von Jugendlichen selbst gestaltete Programmabschnitt für einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch ein, wo sie als Expert:innen ihrer eigenen (digitalen) Lebenswelt persönliche Einblicke erläuterten. In Tischgruppen wurden Themen wie Schönheitsideale in sozialen Medien, Cybersecurity, Cybermobbing und Peer-Mentoring sowie KI und Fake-News besprochen – und diese Erkenntnisse präsentierten die Jugendlichen abschließend dem gesamten Publikum.
Beeindruckende Expertise und Aufgeschlossenheit der Jugendlichen
Beeindruckend war hier Expertise und Aufgeschlossenheit der Jugendlichen zu digitalen Themen und das inkludierte einen reflektierten Umgang mit Körperbildern und Filtern in sozialen Netzwerken bis zur kompetenten Nutzung von KI-Technologien. Die jungen Menschen fordern allerdings auch von Erwachsenen eine aktive Auseinandersetzung und attestieren ihnen hier mangelndes Wissen. „Wir wissen zwar, dass man ChatGPT nicht alles glauben darf. Wie man KI-generierte Inhalte überprüft, haben wir uns aber selbst beigebracht.“ Hier wünschen sich die Jugendlichen mehr Unterstützung von Eltern und Lehrenden.
Die Fachtagung fand im Safer-Internet-Aktionsmonat Februar statt, den Safer-Internet gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung auch heuer wieder ausgerufen hat. Damit soll in Österreich wiederum mehr Bewusstsein für den sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien geschaffen werden. Insbesondere Schulen und Jugendeinrichtungen sollten bis 5. März eigene kreative Projekte rund um die sichere Internet- und Handynutzung durchzuführen und an einer Verlosung mit attraktiven Preisen teilzunehmen.