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18. März 2025

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Viel zu wenig neuer Wohnraum in Europa

Viel zu wenig neuer Wohnraum in Europa© Pexels.com/introspectivedsgn

Der Wohnungsneubau in Europa befindet sich auf einem absoluten Tiefpunkt. Experten erwarten auch in naher Zukunft keine Verbesserung. Einziger Lichtblick sind die Länder Skandinaviens. 

(red/czaak) Die Zahl der in Europa fertiggestellten Wohnungen befindet sich 2025 auf dem tiefsten Stand seit 2015. Prognosen sagen nur 1,5 Millionen neue Einheiten voraus und damit um 5,5 Prozent weniger als 2024. Für 2026 wird ein kleiner Anstieg um drei Prozent erwartet. Die negative Entwicklung hält auch in Deutschland an, wo für 2026 im ungünstigsten Fall nur noch 175.000 neue Wohnungen entstehen, um 15 Prozent weniger als davor.

Hohe Baukosten und Fachkräftemangel verhindern rasche Marktbelebung
Diese Prognosen wurden von Experten von Euroconstruct erstellt, einer Art ThinkTank für die Baubranche, dem etwa auch das deutsche ifo Institut angehört. „In Deutschland verhindern derzeit vor allem die hohen Baukosten eine rasche Marktbelebung. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung findet der Wohnungsneubau im europäischen Ausland erst langsam wieder Tritt“, sagt Ludwig Dorffmeister, Experte für die Baubranche beim ifo-Institut.
 
Positive Signale kommen einzig aus dem Norden Europas. „In den nordischen Ländern erholen sich die Märkte nach dem vorangegangenen Einbruch wieder kräftig“, so Dorffmeister. In Schweden weisen die Zahlen ein Plus von 12 Prozent aus und das bereits für das heurige Jahr. Im Jahr 2026 sollen auch in Dänemark (plus 28 Prozent), in Finnland (plus 23 Prozent) und in Norwegen (plus 13 Prozent) die Fertigstellungen steigen. Ähnlich ist die Entwicklung in Polen (plus 10 Prozent).

Für Österreich werden minus neun Prozent vorhergesagt
Für Österreich wird ein Wert von minus 9 Prozent vorhergesagt, für Frankreich und Italien minus 3 Prozent. Damit soll auch 2026 die Zahl der errichteten Wohnungen gegenüber 2025 sinken. Ein Wachstum wird vergleichsweise für den europäischen Tiefbau prognostiziert. Er profitiert von umfangreichen öffentlichen Investitionen und langfristigen Infrastrukturprojekten, wie etwa dem Ausbau von Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Diese Dynamik dürfte allerdings bis 2027 nachlassen.

„Der Tiefbau in Europa könnte nach elf Jahren Wachstums bald seinen Höhepunkt erreichen“, erläutert Dorffmeister. Dieses Wachstum soll bis 2027 auf 1,5 Prozent sinken. Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2024 waren es 2,5 Prozent. Zwar besteht in sämtlichen Ländern ein erheblicher Bedarf an Ausbau der Infrastruktur. Doch zwingt die angespannte Finanzlage öffentlicher Kassen zu allgemeinen Sparmaßnahmen. Dazu kommt der zunehmende Arbeitskräftemangel, dieser hemmt den Tiefbau ebenso wie die gestiegenen Baukosten, so die Experten.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 14.02.2025