Große Ambivalenz zwischen Erwartung und Realität

Erst ein Drittel der heimischen Unternehmen setzt auf KI. Rest wartet. Vertrieb und IT als primäre Anwendungsbereiche. Umsetzung AI-Act als Problem, so aktuelle Erhebung von EY.
(red/czaak) Das Thema Künstliche Intelligenz und die heimische Wirtschaft. Ein Drittel der österreichischen Betriebe setzt bereits auf Künstliche Intelligenz. Ein weiterer Teil (26 Prozent) hat KI in den vergangenen 24 Monaten eingeführt. Nur ein kleiner Teil jener Unternehmen, die noch nicht auf KI setzen, plant die Einführung im kommenden Jahr (32). Deutlich mehr mit 39 Prozent verzichten aber heuer noch auf KI.
Chatbots im Kundenservice und Cybersicherheit in der IT
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY unter 100 Führungskräfte. „In den kommenden Jahren wird KI viele, wenn nicht alle Unternehmensbereiche transformieren“, sagt Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI & Data bei EY Österreich. „Wir müssen am Ball bleiben, um nicht an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen“, betont Zach.
Der Unternehmensbereich, wo KI am häufigsten eingesetzt wird, ist der Kundenservice (41 Prozent)), vor allem in Form von Chatbots. Dahinter folgt der Vertrieb (30) im Kontext mit Datenmanagement, gefolgt von IT (28 Prozent), die KI primär für bessere Cybersicherheit einsetzt. In der Produktion wird KI erst von 14 Prozent eingesetzt, vor allem für Predictive Maintenance bzw. bessere Planung von Wartungsarbeiten.
Betrieben fehlt KI-Strategie und entsprechende Ziele
Im Personalbereich wird KI nur von jedem zehnten Betrieb genutzt, etwa für die Erstellung von Jobbeschreibungen oder die Auswahl im Recruitingprozess. Logistik folgt auf dem letzten Platz mit sieben Prozent – mit Schwerpunkt auf Lieferkettenoptimierung.„Speziell für die Produktion gibt es bereits zahlreiche Anwendungsfälle, die sich auch mit geringeren Budgets umsetzen lassen und großen Mehrwert erzielen“, so Zach.
Was derzeit in vielen Betrieben noch fehlt, ist eine KI-Strategie. Nur in etwa jedem dritten Betrieb ist eine solche bereits implementiert. Die Mehrheit (58 Prozent) der Unternehmen ist aktuell ohne klar strukturierten Plan dabei, KI einzusetzen. „Viele Betriebe sind in den letzten zwei Jahren dem Hype um KI gefolgt und haben kurzfristig Anwendungen auf den Weg gebracht. Jetzt ist es an der Zeit, auch an der strategischen Ausrichtung dieser Projekte zu arbeiten. Ohne das Big Picture im Blick zu haben, lässt sich das volle Potenzial von KI kaum nutzen“, so Zach.
Der Faktor Vertrauen und der AI Act
Das Vertrauen in Künstliche Intelligenz unter den Führungskräften bleibt überschaubar: Nur etwa ein Drittel vertraut KI, wenn es um Lösungen wie Prognosemodelle oder Ähnliches geht. Mehr als die Hälfte vertraut hingegen der KI, wenn es um Informationen und Recherche geht. Für ein vertrauensvolles Umfeld zu KI kann auch Regulatorik einen Beitrag leisten und hier gibt es noch deutlichen Handlungsbedarf: Drei Viertel der heimischen Betriebe haben schon vom AI Act gehört, aber nur 19 Prozent auch damit beschäftigt.
Deutlich weniger bekannt ist zudem der AI Act Compliance, der praktisch sicherstellen soll, dass die KI-Systeme der Unternehmen dem AI Act entsprechen. Nur sechs von zehn Befragten haben davon gehört und nur neun Prozent entsprechende Maßnahmen gestartet.„Schon im Sommer sind etliche Punkte aus dem AI Act anzuwenden, etwa Transparenz-, Risiko- und Dokumentationsanforderungen für General-Purpose-AI-Modelle. Dass der Anteil der Unternehmen aktuell noch so gering ist, könnte zu Problemen führen“, unterstreicht Zach.